Bd. Es mag sein, da� ein solcher Mann, der im Staatsdienste seine h�chste Pflicht sieht, wirklich auch keine h�heren Pflichten kennt; aber deshalb gibt es jenseits doch noch M�nner und Pflichten – und eine dieser Pflichten, die mir wenigstens h�her gilt als der Staatsdienst, fordert auf, die Dummheit in jeder Gestalt zu zerst�ren, also auch diese Dummheit. Bei Plato und Schopenhauer w�rde eine solche Gro�artigkeit von Gesinnung und Ausdruck derselben nicht befremden; weshalb gerade sie sogar Universit�tsphilosophen sein k�nnten, wie Plato zeitweilig Hofphilosoph war, ohne die W�rde der Philosophie zu erniedrigen. Sollen sie etwa gar die Philosophie hassen oder verachten lernen? Freilich, nach der hier geltenden Sittlichkeit steht gerade das Umgekehrte im Preise, n�mlich eine rasche Bildung, um bald ein geldverdienendes Wesen zu werden, und doch eine so gr�ndliche Bildung, um ein sehr viel Geld verdienendes Wesen werden zu k�nnen. Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben -- 3. Aber hier gerade ist das Wunder: wie unbegreiflich ganz und unzerbrechlich mu�te Schopenhauers Natur sein, wenn sie auch nicht durch diese Sehnsucht zerst�rt werden konnte und doch auch nicht verh�rtet[305] wurde! Weil jeder Staat sie f�rchtet und immer nur Philosophen beg�nstigen wird, vor denen er sich nicht f�rchtet. Ach, sie braucht Erkenntnis, und ihr graut vor der Erkenntnis, die ihr eigentlich nottut; und so flackert die Flamme unruhig und gleichsam vor sich selbst erschreckt hin und her und ergreift tausend Dinge zuerst, bevor sie das ergreift, dessentwegen die Natur �berhaupt der Erkenntnis bedarf. Ich wei� nur noch einen Schriftsteller, den ich in betreff der Ehrlichkeit Schopenhauer gleich, ja noch h�her stelle: das ist Montaigne. – Ich wei� wohl, welche Einwendung der Staat gegen diese ganze Betrachtung machen konnte, solange noch die sch�ne gr�ne Hegelei auf allen Feldern aufwuchs: aber nachdem diese Ernte verhagelt ist und[361] von allen den Versprechungen, welche man damals sich von ihr machte, nichts sich erf�llt hat und alle Scheuern leer blieben – da wendet man lieber nichts mehr ein, sondern wendet sich von der Philosophie ab. Wer es ihm vorwerfen will, was Niebuhr dem Plato vorwarf, da� er ein schlechter B�rger gewesen sei, soll es tun und nur selber ein guter B�rger sein: so wird er im Rechte sein und Plato ebenfalls. Glenn Most argues for the possible translation of the essay as "The Use and Abuse of History Departments for Life", as Nietzsche used the term Historie and not Geschichte. Jetzt wird fast alles auf Erden nur noch durch die gr�bsten und b�sesten Kr�fte bestimmt, durch den Egoismus der Erwerbenden und die milit�rischen Gewaltherrscher. – und da� er einen gewissen nat�rlichen Ha� gegen den fruchtbaren Menschen hat; weshalb sich zu allen Zeiten die Genies und die Gelehrten befehdet haben. Mit dieser Eigenschaft hat er besonders in der Historie Gl�ck, insofern er die Motive vergangener Menschen gem�� den ihm bekannten Motiven aufsp�rt. – Sechstens Treue gegen ihre Lehrer und F�hrer. Ganz begl�ckte Zeiten brauchten den Gelehrten nicht und kannten ihn nicht, ganz erkrankte und verdrossene Zeiten sch�tzten ihn als den h�chsten und w�rdigsten Menschen und gaben ihm den ersten Rang. Man hat jetzt die Macht: damals, zur Zeit Hegels, wollte man sie haben – das ist ein gro�er Unterschied. Nun hatte der arme Schopenhauer auch so eine geheime Schuld auf dem Herzen, n�mlich seine Philosophie mehr zu sch�tzen als seine Zeitgenossen; und dazu war er so ungl�cklich, gerade durch Goethe zu wissen, da� er seine Philosophie, um ihre Existenz zu retten, um jeden Preis gegen die Nichtbeachtung seiner Zeitgenossen verteidigen m�sse; denn es gibt eine Art Inquisitionszensur, in der es die Deutschen nach Goethes Urteil weit gebracht haben; es hei�t: unverbr�chliches Schweigen. Der Bekenner und der Schriftsteller 2. Da werden sie auseinanderfl�chten und hier und dort ein Dach suchen, die armen Scheinbaren; hier �ffnet sich eine Pfarrei, dort eine Schulmeisterei, dieser verkriecht sich bei der Redaktion einer Zeitung, jener schreibt Lehrb�cher f�r h�here T�chterschulen, der Vern�nftigste von ihnen ergreift den Pflug und der Eitelste geht zu Hofe. Solche Menschen haben den letzten Rest nicht nur einer philosophischen, sondern auch einer religi�sen Gesinnung eingeb��t und statt alledem nicht etwa den Optimismus, sondern den Journalismus eingehandelt, den Geist und Ungeist des Tages und der Tagebl�tter. Jener Heroismus der Wahrhaftigkeit besteht darin, eines Tages aufzuh�ren, sein Spielzeug zu sein. Ein Amerikaner mag ihnen sagen, was ein gro�er Denker, der auf diese Erde kommt, als neues Zentrum ungeheurer Kr�fte zu bedeuten hat. 1. Ist's das letztere, so ist die Wahrheit, die wir hier sammeln, nach dem Tode nichts mehr, und alles Bestreben, ein Eigentum zu erwerben, das uns auch noch in das Grab folgt, ist vergeblich. Es ist der Zustand einer Verh�rtung, im Werte gleich jener gewohnheitsm��igen, kalten und auf sich selbst stolzen Tugendhaftigkeit, welche auch am weitesten von der wahren Heiligkeit entfernt ist und fern h�lt. Sie wissen, diese Einsamen und Freien im Geiste – da� sie fortw�hrend irgendworin anders scheinen als sie denken: w�hrend sie nichts als Wahrheit und Ehrlichkeit wollen, ist rings[301] um sie ein Netz von Mi�verst�ndnissen; und ihr heftiges Begehren kann es nicht verhindern, da� doch auf ihrem Tun ein Dunst von falschen Meinungen, von Anpassung, von halben Zugest�ndnissen, von schonendem Verschweigen, von irrt�mlicher Ausdeutung liegenbleibt. 1st ed., 1st iss. Alle diese Elemente, oder mehrere oder einzelne, denke man sich nun kr�ftig gemischt und durcheinandergesch�ttelt: so hat man das Entstehen des Dieners der Wahrheit. Zweite Auflage Ich verstand ihn, als ob er f�r mich geschrieben h�tte: um mich verst�ndlich, aber unbescheiden und t�richt auszudr�cken. Wie, wenn er nun gar eines Tages f�hlte: heute kann ich nichts denken, es f�llt mir nichts Gescheites ein – und trotzdem m��te er sich hinstellen und zu denken scheinen! Bd. Und so sind, leben und sehen die Gelehrten. Die gelehrten St�nde sind nicht mehr Leuchtt�rme oder Asyle, inmitten aller dieser Unruhe der Verweltlichung; sie selbst werden t�glich unruhiger, gedanken- und liebeloser. –[344]. Seine Kraft liegt in seinem Sich-selbst-Vergessen; und gedenkt er seiner, so mi�t er von seinem hohen Ziele bis zu sich hin, und ihm ist, als ob er einen unansehnlichen Schlackenh�gel hinter und unter sich sehe. Aber es gibt eine Art zu verneinen und zu zerst�ren, welche gerade der Ausflu� jener m�chtigen Sehnsucht nach Heiligung und Errettung ist, als deren erster philosophischer Lehrer Schopenhauer unter uns entheiligte und recht eigentlich verweltlichte Menschen trat. Frage: kann sich eigentlich ein Philosoph mit gutem Gewissen verpflichten, t�glich etwas zu haben, was er lehrt? Es ist traurig, die Kunst als Ursache und die Kunst als Wirkung so verschiedenartig absch�tzen zu m�ssen: wie ungeheuer ist sie als Ursache, wie gel�hmt, wie nachklingend ist sie als Wirkung! An einer beliebigen Stelle der Erde endet der Flug, die Schwingen fallen herab, Mephistopheles ist bei der Hand. Jede Bildung ist hier verha�t, die einsam macht, die �ber Geld und Erwerb hinaus Ziele steckt, die viel Zeit verbraucht; man pflegt wohl solche ernstere Arten der Bildung als �feineren Egoismus�, als �unsittlichen Bildungs-Epikureismus� zu verunglimpfen. Bewertung. Jetzt schon ist es Zeit, sich diese Gegens�tze vor die Augen zu stellen; denn irgendeine Generation mu� den Kampf beginnen, in welchem eine sp�tere siegen soll. Au�er diesen Gefahren seiner ganzen Konstitution, welchen Schopenhauer ausgesetzt gewesen w�re, er h�tte nun in diesem oder jenem Jahrhundert gelebt – gibt es nun noch Gefahren, die aus seiner Zeit an ihn herankamen; und diese Unterscheidung zwischen Konstitutionsgefahren und Zeitgefahren ist wesentlich, um das Vorbildliche und Erzieherische in Schopenhauers Natur zu begreifen. Er ahnt das Leiden nicht, das manche Erkenntnis mit sich f�hrt, und f�rchtet sich deshalb auf Gebieten nicht, wo anderen das Herz schaudert. Wenn ein mittelalterlicher F�rst vom Papste gekr�nt werden wollte, aber es von ihm nicht erlangen konnte, so ernannte er wohl einen Gegenpapst, der ihm dann diesen Dienst erwies. 1874. Es gibt drei Bilder des Menschen, welche unsre neuere Zeit hintereinander aufgestellt hat und aus deren Anblick die Sterblichen wohl noch f�r lange den Antrieb zu einer Verkl�rung ihres eignen Lebens nehmen werden: das ist der Mensch Rousseaus, der Mensch Goethes und endlich der Mensch Schopenhauers. Daher kommt es, da� ich nie in ihm eine Paradoxie gefunden habe, obwohl hier und da einen kleinen Irrtum; denn was sind Paradoxien anderes als Behauptungen, die kein Vertrauen einfl��en, weil der Autor sie selbst ohne rechtes Vertrauen machte, weil er mit ihnen gl�nzen, verf�hren und �berhaupt scheinen wollte? –. W�hrend der wirkliche Denker nichts mehr ersehnt als Mu�e, flieht der gew�hnliche Gelehrte vor ihr, weil er mit ihr nichts anzufangen wei�. Man mu� es mit ihr etwas kecklich und gef�hrlich nehmen: zumal man sie im schlimmsten wie im besten Falle immer verlieren wird. Sein Gesichtsfeld ist gew�hnlich sehr klein, und die Augen m�ssen dicht an den Gegenstand herangehalten werden. Aliis laetus, sibi sapiens. – Die Antwort des Empedokles. Aber so geht es uns allen, den gr��ten Teil des Lebens hindurch: wir kommen f�r gew�hnlich aus der Tierheit nicht heraus, wir selbst sind die Tiere, die sinnlos zu leiden scheinen.[322]. Der Wahrheit wird gedient, wenn sie imstande ist, zu Gehalten und h�heren Stellungen direkt zu bef�rdern, oder wenigstens die Gunst derer zu gewinnen, welche Brot und Ehren zu verleihen haben. Aber der stolze und republikanisch freie Charakter seines Vaters rettete ihn gleichsam vor seiner Mutter und gab ihm das erste, was ein Philosoph braucht: unbeugsame und rauhe M�nnlichkeit. Da ert�nt Musik, ein alter Mann dreht einen Leierkasten, die T�nzer drehen sich – es ersch�ttert den Wanderer, dies zu sehen: so wild, so verschlossen, so farblos, so hoffnungslos ist alles, und jetzt darin ein Ton der Freude, der gedankenlosen lauten Freude! Es sind schon �fter, seit die Welt steht, Staaten gegr�ndet worden; das ist ein altes St�ck. Nietzsche, Friedrich: Friedrich Nietzsche - Gesammelte Werke. Band 7. Die einzige Kritik einer Philosophie, die m�glich ist und die auch etwas beweist, n�mlich zu versuchen, ob man nach ihr leben k�nne, ist nie auf Universit�ten gelehrt worden: sondern immer die Kritik der Worte �ber Worte. Das Verhältnis der Schopenhauerschen Philosophie zu einer deutschen Kultur. Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben. – Viertens Armut an Gef�hl und Trockenheit. Schopenhauer als Erzieher; Unzeitgemäße Betrachtungen, 3. Read "Unzeitgemäße Betrachtungen" by Friedrich Nietzsche available from Rakuten Kobo. Untimely Meditations (German: Unzeitgemässe Betrachtungen), also translated as Unfashionable Observations and Thoughts Out Of Season, consists of four works by the philosopher Friedrich Nietzsche, started in 1873 and completed in 1876.. H�here Anspr�che scheint aber der letzte Krieg und die pers�nliche Vergleichung mit den Franzosen kaum hervorgerufen zu haben, vielmehr �berkommt mich �fter der[333] Verdacht, als ob der Deutsche sich jenen alten Verpflichtungen jetzt gewaltsam entziehen wollte, welche seine wunderbare Begabung, der eigent�mliche Schwer- und Tiefsinn seiner Natur, ihm auflegt. Deshalb soll es durchaus die Absicht der modernen Bildungsanstalten sein, jeden so weit zu f�rdern, als es in seiner Natur liegt, kurant zu werden, jeden derma�en auszubilden, da� er von dem ihm eigenen Grade von Erkenntnis und Wissen das gr��tm�gliche Ma� von Gl�ck und Gewinn habe. David Strauß. Es ist, wie wenn in einer gro�en Stadt eine Feuersbrunst ausgebrochen ist, wo keiner wei�, was eigentlich noch sicher ist und wo es enden wird. Doch gibt es Augenblicke, wo man gerade daran denken und erinnern mu�: n�mlich gerade dann, wenn der Gelehrte in seiner Bedeutung f�r die Kultur in Frage kommt. Goethe selbst hat in seiner Jugend mit seinem ganzen liebereichen Herzen an dem Evangelium von der guten Natur gehangen; sein Faust war das h�chste und k�hnste Abbild vom Menschen Rousseaus, wenigstens soweit dessen Hei�hunger nach Leben, dessen Unzufriedenheit und Sehnsucht, dessen Umgang mit den D�monen des Herzens darzustellen war. Wir haben uns �ber unser Dasein vor uns selbst zu verantworten; folglich wollen wir auch die wirklichen Steuerm�nner dieses Daseins abgeben und nicht zulassen, da� unsre Existenz einer gedankenlosen Zuf�lligkeit gleiche. Jede junge Seele h�rt diesen Zuruf bei Tag und bei Nacht und erzittert dabei; denn sie ahnt ihr seit Ewigkeiten bestimmtes Ma� von Gl�ck, wenn sie an ihre wirkliche Befreiung denkt: zu welchem Gl�cke ihr, so lange sie in Ketten der Meinungen und der Furcht gelegt ist, auf keine Weise verholfen werden kann. , 2. Mit diesem Vorhaben stellt er sich in den Kreis der Kultur; denn sie ist das Kind der Selbsterkenntnis jedes einzelnen und des Ungen�gens an sich. David Strauß / Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben / Schopenhauer als Erzieher / Richard Wagner in Bayreuth Erstdruck der Sammlung: Leipzig (E.W. The work comprises a collection of four (out of a projected 13) essays concerning the contemporary condition of European, especially German, culture. Aber auch die zweite Gefahr, die Schopenhauern bedrohte, ist nicht ganz selten. Er lehrt uns zwischen den wirklichen und scheinbaren Bef�rderungen des Menschengl�cks unterscheiden: wie weder Reichwerden, noch Geehrtsein, noch Gelehrtsein den einzelnen aus seiner tiefen Verdrossenheit �ber den Unwert seines Daseins herausheben kann, und wie das Streben nach diesen G�tern nur Sinn durch ein hohes und verkl�rendes Gesamtziel bekommt: Macht zu gewinnen, um durch sie der Physis nachzuhelfen und ein wenig Korrektor ihrer Torheiten und Ungeschicktheiten zu sein. Viertes Stück: Richard Wagner in Bayreuth. Hier ist die Wurzel aller wahren Kultur; und wenn ich unter dieser die Sehnsucht des Menschen verstehe, als Heiliger und als Genius wiedergeboren zu werden, so wei� ich, da� man nicht erst Buddhaist sein mu�, um diesen Mythus zu verstehen. Solange jemand nach dem Leben wie nach einem Gl�cke verlangt, hat er den Blick noch nicht �ber den Horizont des Tieres hinausgehoben, nur da� er mit mehr Bewu�tsein will, was das Tier im blinden Drange sucht. Friedrich Nietzsche: Unzeitgemäße Betrachtungen. Der Bekenner und der Schriftsteller 2. Es sind die Erben und Nachkommen jener Afterdenker, denen er auf die vielverdrehten K�pfe schlug: sie nehmen sich s�uglings- und zwergenhaft genug aus, um an den irdischen Spruch zu erinnern: �nach ihren Taten werden die Menschen geboren, dumm, stumm, taub, mi�gestaltet�. Der andre Weg f�hrt ihn mit seltneren Wanderschaftsgenossen zusammen, er ist schwieriger, verschlungener, steiler; die, welche auf dem ersten gehen, verspotten ihn, weil er dort m�hsamer schreitet und �fter in Gefahr kommt, sie versuchen es, ihn zu sich her�berzulocken. 1873. Viertes Stück: Richard Wagner in Bayreuth. 1587 erscheint anonym im Verlag des Frankfurter Druckers Johann Spies die Geschichte von Johann Georg Faust, die die Hauptquelle der sp�teren Faustdichtung werden wird. Inhaltsverzeichnis Unzeitgemäße Betrachtungen 1. ... David Strauß, der Bekenner und der Schriftsteller Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben Schopenhauer als Erzieher Richard Wagner in Bayreuth. Bd. Wenige Denker haben in dem Ma�e und der unvergleichlichen Bestimmtheit empfunden, da� der Genius in ihnen webt; und sein Genius verhie� ihm das H�chste – da� es keine tiefere Furche geben werde als die, welche seine Pflugschar in den Boden der neueren Menschheit rei�t. Sollte aber ein Mensch auftreten, welcher wirklich Miene macht, mit dem Messer der Wahrheit allem, auch dem Staate, an den Leib zu gehen, so ist der Staat, weil er vor allem seine Existenz bejaht, im Recht, einen solchen von sich auszuschlie�en und als seinen Feind zu behandeln: ebenso wie er eine Religion ausschlie�t und als Feind behandelt, welche sich �ber ihn stellt und sein Richter sein will. Es erfordert ein freilich ganz ungewohntes Nachdenken, einmal von den gegenw�rtigen Anstalten der Erziehung weg und hin�ber nach durchaus fremd- und andersartigen Institutionen zu sehen, welche vielleicht schon die zweite oder dritte Generation f�r n�tig befinden wird. Er wu�te es wohl, da� noch H�heres und Reineres auf dieser Erde zu finden und zu erreichen sei als solch ein zeitgem��es Leben, und da� jeder dem Dasein bitter Unrecht tue, der es nur nach dieser h��lichen Gestalt kenne und absch�tze. Wie hoffnungsvoll d�rfen dagegen alle die sein, welche sich nicht als B�rger dieser Zeit f�hlen; denn w�ren sie dies, so w�rden sie mit dazu dienen, ihre Zeit zu t�ten und samt ihrer Zeit unterzugehen, – w�hrend sie die Zeit vielmehr zum Leben erwecken wollen, um in diesem Leben selber fortzuleben. Und nicht blo� den Staat, sondern alles zugleich, was der Staat zu seinem Wohle heischt: zum Beispiel eine bestimmte Form der Religion, der gesellschaftlichen Ordnung, der Heeresverfassung – allen solchen Dingen steht ein Noli me tangere angeschrieben. Manchen wird es d�nken, er h�tte richtiger und g�ltiger gesagt: sie sind alle furchtsam. Es w�re also m�glich, da� einem sp�teren Jahrhundert vielleicht gerade unser Zeitalter als saeculum obscurum g�lte; weil man mit seinen Produkten am eifrigsten und l�ngsten die �fen geheizt h�tte. Und dies bei einem Volke, welches Schopenhauer und Wagner hervorgebracht hat! David Strauß / Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben / Schopenhauer als Erzieher / Richard Wagner in Bayreuth Erstdruck der Sammlung: Leipzig (E.W. Lieber m�chte er einmal gaukeln, Affe sein, lieber lernte er Manieren und K�nste, wodurch das Leben unterhaltend wird. Im Grunde wei� jeder Mensch recht wohl, da� er nur einmal, als ein Unikum, auf der Welt ist und da� kein noch so seltsamer Zufall zum zweitenmal ein so wunderlich buntes Mancherlei zum Einerlei, wie er es ist, zusammensch�tteln wird: er wei� es, aber verbirgt es wie ein b�ses Gewissen – weshalb? Der Verkehr mit der Wissenschaft, wenn er durch keine h�here Maxime der Erziehung geleitet und eingeschr�nkt, sondern, nach dem Grundsatze �je mehr desto besser� nur immer mehr entfesselt wird, ist gewi� f�r die Gelehrten ebenso sch�dlich, wie der �konomische Lehrsatz des laisser faire f�r die Sittlichkeit ganzer V�lker. Nicht nur in betreff der G�te, sondern auch der notwendigen Zahl der guten ist er jetzt die Auktorit�t. M�nchen 1954, Band 1, S. 287-367. Und hatten sie kein Feuer in sich, so soll das Feuer sie daf�r bestrafen. Nietzsche, Friedrich: Friedrich Nietzsche`s Werke Unzeitgemäße Betrachtungen Erster Band: Erstes Stück: David Strauss, der Bekenner und Schriftsteller, Zweites Stück: Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben. Inhaltsverzeichnis Unzeitgemäße Betrachtungen
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